TM017
Stefan Karl Schmid & Subway Jazz Orchestra
You Are The Universe
Cast
Martin Gasser - asax, soprano, fl
Johannes Ludwig - asax, cl
Joachim Lenhardt - tsax, cl
Mathew Halpin - tsax, fl, cl
Fabian Willmann - bsax, cl, bcl
Christian Mehler - trp & flugel
Heidi Bayer - trp & flugel
Maik Krahl - trp & flugel, effects
Lennart Schnitzler - trp & flugel
Janning Trumann - trb
Philipp Schittek - trb
Jonathan Böbel / Linus Berg - trb
Tobias Herzog - btrb & tuba
Philipp Brämswig - guitar & effects
Dierk Peters - vibraphone
Sebastian Scobel - piano
Matthias Akeo Nowak - bass
Fabian Arends - drims & synth
Stefan Karl Schmid - conductor, cl & effects
Pictures
Liner Notes
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Tracklist
01
Prologue: Reveal
Es beginnt mit einem Flimmern und Funkeln wie am Firmament in einer sternklaren Nacht. So sternklar, wie man es in eng besiedelten Gebieten unter keinen Umständen je erfahren wird. Aus diesem Funkeln gehen Strukturen hervor. Kreaturen geistern chimärenhaft durch Nacht und Licht. Aus der Faszination des hörbaren Lumens entspringt der Klangstoff für einen neuen Sagenkreis. Das Große, das sich im Kleinen abbildet, und das Kleine, das sich im Großen wiederfindet – das immerwährende Wechselspiel zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos, jenes unbeschreibliche Perpetuum Mobile, das der Antrieb für jedes Sein ist ...
Der Saxofonist, Klarinettist und Komponist Stefan Karl Schmid hat sich seit einigen Jahren einen Namen im deutschen Jazz gemacht. Dass er zur Hälfte aus Island stammt, prägte seine Musik von Anbeginn auf unterschiedliche Weise. Das im Duo mit Lars Duppler eingespielte Album „Hringferð“ basierte auf traditioneller isländischer Musik, auch schon frühere Alben wie „Muse“ und „Anima“ enthielten Kompositionen isländischer Musiker. Vorletztes Jahr erfolgte dann eine Produktion mit der Reykjavik Big Band, doch nie zuvor hat sich die Erfahrung Islands klanglich und atmosphärisch so unmittelbar in die Musik des Kölners eingebrannt wie auf seiner neuen Big Band-Produktion „You Are The Universe“. Das ganze Album klingt nach weitem Himmel, unbegrenzten Ausblicken und unverstellter Natur.
Im Vorfeld der Albumproduktion reiste Stefan Karl Schmid für mehrere Wochen nach Siglufjörður, einer der nördlichsten Städte Islands, um sich in einer Künstlerresidenz ganz in sich selbst zurückzuziehen. Dort hatte er den nötigen Freiraum zum Komponieren. Doch so solitär die Ideen zu dem Album entstanden waren, übertrug er seine musikalischen Schöpfungen doch auf eine Großformation. Das Ergebnis ist kein Big-Band-Sound im eigentlichen Sinne. Auch wenn das Subway Jazz Orchestra ein gestandener Klangkörper für alternativen großformatigen Jazz ist, verleiht ihm Schmid doch fast die Anmutung eines klassischen Orchesters. Ganz bewusst benutzt er den Begriff Suite. „Ich habe verschiedene klassische Kompositionstechniken verwendet“, resümiert der Komponist. „Im Vorfeld der Künstlerresidenz konkretisierte ich meine Vorstellungen zur Musik und dem Gesamtkonzept. Dabei half es mir, bestimmte Regeln und Rahmenbedingungen festzulegen. Ein Grundsatz bestand zum Beispiel darin, die klassische Jazzform von Thema-Solo-Thema zu vermeiden und keine direkten Wiederholungen zu verwenden. Alles entwickelt sich aus einer einzigen kleinen Zelle heraus. Insgesamt werden in der Suite fünf orchestrale Hauptteile durch unterschiedliche Zwischenspiele in reduzierten Besetzungen miteinander verwoben und umrahmt durch einen Prolog sowie Epilog.“
Schmid setzt auf Atmosphäre und klangliche Schattierungen, um die Hörerschaft stets mitzunehmen oder ihr entgegenzukommen. Er baut nachvollziehbare Stimmungskurven auf, die sich durch die ganze Suite ziehen. Die Übersetzung von Natureindrücken in Klang, die der Komponist ungefiltert an die Hörerinnen und Hörer weitergibt, erfolgte auf ganz unmittelbarem Weg. Das Haus, in dem Schmid auf Island komponierte, hat viele Fenster. Der Siglufjörður ist ein Fjord, der eingeschlossen ist von zwei Bergen. Man kommt von beiden Seiten nur durch einen Tunnel in die Stadt, was die Isolation und die spezielle Stimmung auf magische Weise unterstützt. Auch wenn er sich drinnen aufhielt, war er von der Natur panoramaartig umgeben. Wenn er eine Pause machte, brauchte er nur einen Fuß vor die Tür zu setzen und wurde von seiner archaischen Umgebung aufgesogen. Er hätte blind und taub sein müssen, um die dort herrschende Ruhe und Einkehr nicht auf sich wirken zu lassen. „Schon vor dem unmittelbaren Kompositionsprozess kamen mir der konzeptionelle und spirituelle Gedanke, dass alles aus einem Kern kommt und zusammenhängt. In jeder kleinen Zelle ist das ganze Universum enthalten. Diese Gedanken sind ja nicht neu, und sie beschäftigen mich seit Jahren. Aber während dieser Wochen auf Island überwältigte mich diese Erkenntnis mehr denn je zuvor.“
Der Titel des Albums „You Are The Universe“ ist eine direkte Ansprache an die Hörerin oder den Hörer. Bevor man auch nur einen einzigen Ton gehört hat, wird man zum Teil der Musik. Damit gibt Schmid ein metaphorisches Versprechen ab, das dann von der Musik eingelöst wird. Bereits das Cover wirkt wie eine kosmische Schleuse zwischen dem individuellen Ich und der interstellaren Unendlichkeit. Eine Iris saugt uns wie ein schwarzes Loch in sich hinein, lässt uns einerseits zum Partikel einer Galaxie werden und führt uns andererseits auf unser grenzenloses Selbst zurück. Musik und Artwork ergeben ein universell variables Selbstporträt, das sich in jedem Ohr und Auge zu individuellen Eindrücken, Erfahrungen und Erkenntnissen zusammenfügt.
Musik für 19 Beteiligte zu schreiben, ist bei aller Inspiration kein einfaches Unterfangen, zumal Schmid jeder individuellen Stimme im SJO Gewicht bzw. Gehör verschaffen will. Das Subway Jazz Orchestra existiert seit mittlerweile zehn Jahren, und seit mehreren Jahren ist Stefan Karl Schmid dessen künstlerischer Leiter. Er kennt die Band aus dem Effeff, und doch hat er sich mit der Umsetzung dieser Komposition weit ins Risiko begeben. „Wir haben in den letzten zehn Jahren sehr viel Erfahrung gesammelt und verschiedenste Projekte unterschiedlicher Größe und Tragweite umgesetzt. Neben unserer Stammbesetzung, greifen wir auf einen großen Pool mit Leuten aus der hiesigen Szene zurück, die uns in allen Bereichen unterstützen. Diese bestehende Struktur nutzen zu können, war für die Umsetzung meiner Komposition natürlich von großem Vorteil.“
So soll es sein. Immerhin geht es um nicht weniger als das Universum. Das Universum in uns und das Universum um uns herum. Ein Stück Musik, das, von einem einzelnen Menschen und dessen Wahrnehmung ausgehend, die ganze Welt einfängt und für jede einzelne individuelle Projektionsfläche speziell aufzubereiten scheint. Das muss ein Stück Musik erst einmal schaffen!
:03
02
Par 1: Seeing The World
7:27
03
Interlude 1: Observe
1:48
04
Part 2: Thoughts You Have Had
8:52
05
Interlude 2: Recur
1:13
06
Part 3: Who You Really Are
7:28
07
Interlude 3: Dissolve
2:29
08
Part 4: All That Will Be Or Has Been
9:03
09
Interlude 4: Erupt
2:47
10
Part 5: You Are The Universe
9:42
11
Epilogue: Adjourn
3:24
Release: 16.06.2023