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TM016

Janning Trumann Oktett

Fundaments We Share

Cast
Janning Trumann - trb, comp
Heidi Bayer - trp, flugel
Theresia Philipp, Charlotte Greve - asax, fl
Uli Kempendorff - tsax, clar
Fabian Willmann, Tini Thomsen - barisax, bcl
Dierk Peters - vib
Stefan Schönegg - b
Sebastian Scobel - org

Liner Notes

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Tracklist

01
Calm
Das Fundament der Grenzenlosigkeit „Schreib ’ne Acht auf“ ruft Walter Sobchak, gespielt von John Goodman, dem von Jimmy Dale Gilmore verkörperten Althippie Smokey in dem Filmklassiker „The Big Lebowski“ unerbittlich entgegen. Es ist nur ein einziger Satz, doch er löst eine ganze Reihe von Ereignissen aus, über welche die Protagonisten des Films keine Kontrolle mehr haben. Zufall oder nicht? In einer Filmerzählung, in der der verlotterte Privatdetektiv Philip Marlowe und Jesus in Person des Dude zu ein und derselben Person verschmelzen, ist nichts zufällig, ob es nun gewollt ist oder nicht. Die Acht ist eine magische Zahl, nicht nur in der christlichen Symbolik. Denn sie steht gleichermaßen für das konkrete Eine und das unergründliche Ewige. Im frühen Christentum symbolisierte das Oktogon die Vollkommenheit Gottes. Wichtige Kirchen der Christenheit wie der Felsendom in Jerusalem oder die Pfalzkapelle des Aachener Doms basierten auf einer achteckigen Form. Der Staufer-Kaiser Friedrich der Zweite übertrug diese Beziehung auf seinen eigenen Stand und ließ zum Beweis seiner Göttlichkeit das oktogonale Castel Del Monte in Sizilien errichten, das auch schon Jazzalben als Inspiration diente. Im Judentum symbolisiert die Acht die Pforte vom Diesseits zum Jenseits. Sie verbindet, profan ausgedrückt, die sieben Tage der weltlichen Woche mit der Sphäre der Acht, des Göttlichen. Kann es daher ein Zufall sein, dass die liegende arabische 8 so auffällig dem Zeichen für Unendlichkeit ähnelt? Die Acht kehrt immer wieder zu sich selbst zurück. Anders als alle anderen Ziffern von Eins bis Neun hat sie keine offenen Enden, kann niemals von sich selbst abgelenkt werden und ist somit eine Allegorie auf die absolute Vollkommenheit des schöpferischen Universums. Die Acht ist stabil, ruht in sich selbst und birgt doch, indem man in ihren Kurven einer Bahn ohne Anfang und Ende folgt, einen nimmer endenden Fundus an Möglichkeiten, egal wo und wie man diesen anwendet. Dieser Einklang bildet sich nicht zuletzt in der Oktave ab. Aus gutem Grund gilt sie in zahlreichen Musikkulturen als Grundintervall. Wir nehmen Melodien, unabhängig von ihrer Tonhöhe, als dieselben wahr, wenn exakt sie um eine oder mehrere Oktaven nach oben oder unten verschoben werden. Neueren Forschungen zufolge trifft dies sogar auf die meisten Säugetiere zu. Die Acht als Symbol des sich in sich selbst abbildenden Universums ist seit Jahrmillionen in unserer DNS angelegt … wir können sie nicht verleugnen. Im Jazz finden wir das Oktett eher selten. Schon im frühen Jazz wurde zwischen der Combo mit bis zu sieben Spielern und der Big Band mit wesentlich mehr Mitgliedern unterschieden. Die Besetzung mit acht Musikern führte über Jahrzehnte ein eher kümmerliches Dasein. Dabei vereinen sie auf scheinbar wundersame Weise – folgen wir der historischen, mythologischen und genetischen Logik der Acht eher auf zwingende Weise – die Vorzüge der limitierten kleinen mit der grenzenlosen großen Besetzung. Das Oktett ist kein Zwitter, sondern in jedem seiner Momente Beides in Einem. Die wenigen Beispiele, die wir im Jazz für das Oktett finden, waren meist fundamental, allen voran jene von Charles Mingus, Dave Brubeck, David Murray und Steve Lehman. Der Posaunist und Komponist Janning Trumann hat sich schon in vielen Besetzungen manifestiert. Das Oktett entspricht der Tiefgründigkeit seines Wesens jedoch womöglich mehr als irgendeine andere Konstellation. Intuitiv folgt er in seinen beiden Oktett-Einspielungen dem holistischen Charakter der Acht. Er bietet uns zwei unterschiedliche, in ihrem Wesenskern aber einander bedingende Deutungsversionen der symbolträchtigen Ziffer an. „Fundaments We Share“ symbolisiert die grundlegende Tektonik der Acht, von der alle weiteren Ableitungen ausgehen. „Wem Zeit wie Ewigkeit“ legt die Acht auf die Seite und ergießt sich in die Unendlichkeit. Musik kann so viel mehr sein als einfach nur die Abfolge von Tönen, Harmonien und Takten. Oder, um es in die simplen Worte von Walter Sobchak zu legen: „Schreib ’ne Acht auf!“ Wolf Kampmann :33
02
Fly
7:33
03
Choral
4:49
04
Melody
5:58
05
Notes
4:07
06
Layer
5:00
07
Repeti
4:01
08
Ouvertüre
5:47
09
Wem Zeit Wie Ewigkeit - Part I
7:11
10
Wem Zeit Wie Ewigkeit - Part II
10:44
11
Improvisation
3:01
12
Wem Zeit Wie Ewigkeit - Part III
10:22
13
Improvisation
2:08
14
Wem Zeit Wie Ewigkeit - Part IV
9:44
15
Wem Zeit Wie Ewigkeit - Part V
7:53
16
Improvisation
2:08
17
Outro
6:05
Release: 28.04.2023

Video

Stay tuned.

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